Es geht ins “Bodhi Zendo”. Ich war sehr gespannt, was mich erwartet. Geha hat einen 3-tägigen Aufenthalt für uns gebucht – für Anfänger geeignet sei das und alles freiwillig. Ich hoffe es mal schwer und werde schauen und hören was kommt. Ein bißchen herunterfahren, besinnen und zur Ruhe kommen kann ja nicht schaden. Ich habe zwar schon lange “meine Methoden” dazu entwickelt, bin aber ja ein neugieriger Mensch.

Das Angebot, während unserer Indienreise zu schnuppern, paßt daher ganz gut. Mir ist vorher schon klar, dass ein Teil unserer Reisegruppe mehr als ich selbst machen will. Aber da es kein Muss ist und die Zeiten der Meditationen sehr überschaubar sein sollen, mache ich mir keine Sorgen über die 3 Tage im Bodhi Zendo. Ich will einen Teil des Aufenthalts nutzen, um intensiv in einer sehr schönen Umgebung Taijiquan und Qigong zu üben.

Unser Zielort, das Bodhi Zendo – Zen-Trainingszentrum – liegt im indischen Bundesstaat Tamil Nadu in Südindien in den Palani-Bergen, auf einer Höhe von etwa 1700 m. Der nächstgelegene Ort ist das kleine Dorf Perumalmalai, die nächstgrößere Stadt ist Kodaikanal (ca. 15 km entfernt). Hier lebt und lehrt der indische Zenmeister (und Jesuit) Pater AMA Samy, der das Zentrum aufgebaut und die Bodhi Sangha, eine internationale Schüler/innen-Gemeinschaft, gegründet hat. Das Meditationszentrum steht allen Menschen offen, die Zen praktizieren oder kennen lernen wollen. Hier kann man – sofern gewünscht – unabhängig von seiner Konfession Tage, Wochen oder auch Monate verbringen.

Mir persönlich reichen ehrlich gesagt die nächsten 3 Tage – meine Indien-Reise ist fokussiert auf die “Kultur-Reise”. Die interessanten Angebote zur Spiritualität nehme ich mit, aber das ist hier nicht mein Hauptanliegen. Gerade deshalb bin ich bin sehr gespannt, was ich nach dem Aufenthalt hier sagen, denken, schreiben werde. Sehr gespannt bin ich auch auf die Landschaft – die Berge und Wälder sollen sehr schön sein. Deutlich kühler soll es dort sein – auch darauf freue ich mich, denn bisher haben wir einige sehr schwül-heiße Tage erlebt, mit Platzregen dazwischen. Und sobald die Sonne dann wieder herauskommt, dampft es einfach.

Bis hierhin hatte ich meinen Bericht schon fertig geschrieben und fertiggestellt, da klar war, dass es keinen Empfang da oben in den Bergen geben wird. Und heute schreibe ich ihn um, da es doch anders gekommen ist, als gedacht und geplant. Wie sich schon am Abend des Ankunftstages herausgestellt hat, ist die Teilnahme an den Meditationen doch nicht ganz so freiwillig – erwartet wird, dass an ALLEN teilgenommen wird. Beginnend morgens 5 Uhr, verteilt auf diverse Einheiten (insgesamt dann etwas über 7 Stunden) über den ganzen Tag mit Ende gegen 20:45 h. Und dazu 3 Tage vollkommenes Schweigen. Die Mithilfe in der Küche war da noch die kleinste Überraschung. Das war und ist zuviel für mich, auf jeden Fall keinesfalls das, was ich wollte und akzeptieren hätte können. Also: Keine gute Ausgangssituation für eine positive Erfahrung. Hätte ich das vorher gewußt, wäre ich schon gar nicht mit hoch gefahren. So reise ich kurzfristig gleich am nächsten Morgen wieder ab.