Teil 2 über diese einzigartige chinesische Stadt:

Guǎngfǔ广府 – die „Wasser-Stadt“

Guǎng fǔ广府 liegt im Zentrum der etwa 30 km² großen „Yongnian-Niederung“ – dem 4. größten Feuchtgebiet in Hebei. Der rund 5 km lange Wassergraben rundherum schützt die Stadt zusätzlich zur Mauer. Wie alt der Wassergraben wirklich ist, läßt sich nicht genau sagen, es gibt keine Aufzeichnungen hierzu. Bekannt ist, dass ab ca. 500 v. Chr. begonnen wurde, Wasserwirtschaft zu betreiben, auch mit künstlichen Bewässerungsvorrichtungen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich ein komplettes Entwässerungs- und Wassermanagementsystem etabliert. Rund um den Wassergraben führt eine Straße um Guangfu herum – danach gibt es wieder unzählige Seen, Sümpfe, Schilfgebiete, Lotusfelder  – ein ganzes Gebiet im Wasser. Fischreich ist es hier und Süßwassergarnelen gibt es auch, dazu diverse (Sing-)Vogelarten, auch Zugvögel wie Wildgänse und Reiher siedeln hier. Das ganze Jahr über ist hier genügend Wasser vorhanden – ein Segen für die Landwirtschaft, die hier und in der näheren Umgebung intensiv betrieben wird.

Um die Einzigartigkeit wirklich beurteilen zu können, ist ein Blick von oben – zumindest auf entsprechende Fotoaufnahmen – am besten.

Guǎng fǔ广府 – die „Taijiquan-Stadt“

Für Yáng-Stil-Praktizierende ist eine Reise nach Guǎng fǔ广府 ein besonderes Erlebnis, ist es doch die Wiege des Yáng – und des Wǔ -Stil Taijiquans. Die Begründer beider Stile – Yáng Lùchán 杨露禅  und Wǔ Yǔxiāng 武禹襄 – sind hier geboren. Die Grabanlage der Yáng -Familie liegt nur ein paar Autominuten außerhalb der Stadt. Verschiedene Anwesen der Wǔ-Familie sind sehr gut erhalten geblieben und können besichtigt werden. Das ursprüngliche Anwesen Yáng Lùcháns 杨露禅 wurde zerstört, Ende der 1990er Jahre aber nach alten Plänen wieder am Ursprungsort (außerhalb der Stadtmauer, vor dem südlichen Tor) aufgebaut. Es dient heute als Museum, in dem immer wieder Taijiquan-Veranstaltungen und -Vorführungen stattfinden. Im Innenhof wird zudem regelmäßig Taijiquan trainiert.

Guǎng fǔ广府古hat die Auszeichnung als „Heimat des Taijiquan“ erhalten, gilt gar als das „heilige Land des Taij-Boxens – von wo es sich in die ganze Welt verbreitet hat. Zwar ist der Chen-Stil noch älter – aber erst der Yáng-Stil wurde in die ganze Welt getragen und ist heute der meistpraktizierteste Stil – in China und der ganzen Welt.

Bis heute hat sich in Guǎng fǔ广府eine sehr lebendige Taijitradition erhalten, die jedes Jahr viele Besucher anzieht. Mit staatlicher Unterstützung wird vieles restauriert und instandgesetzt sowie Neues geschaffen, wie die Gedenkstätte von Fu Zhongwen (傅钟文) und dem Taijigarten von Zhaobin 赵斌. Regelmäßig finden große Taiji-Festivals statt, die Besucher aus der ganzen Welt anziehen.

Auch einen Teil 3 gibt es noch – bald…