Der letzte Tag mit Zhan bricht an. Wir sind beide immer beim Morgentraining dabei und am Ende erzählt er mir, dass er bereits am Samstag sehr früh nach Hause – nach Baotuo in der Inneren Mongolei – zurückfahren wird. Mit dem Zug kann er den größten Teil der Heimreise hinter sich bringen – fast 1.000 km weit hat er. Er sucht heute nochmals sein Lieblingsfrühstück aus. Und bei Nachmittagstraining darf er heute alles wiederholen – zum Abschluss. Die Verabschiedung ist dann sehr sehr herzlich, wir haben unsere wechat-Kontakte geteilt und falls es irgendwann klappen sollte, freue ich mich ihn wiederzusehen.

Meister Yang Jian Chao und ich haben dann noch eine besondere Einladung vor uns. Im ganz privaten Rahmen sind wir bei meinem Tudi-Kollegen (Shidi) eingeladen. Wir sind nur etwa 15 Leute, der Gastgeber und ein paar wenige ihm besonders wichtige, langjährige Freunde. Meeresfrüchte soll es heute geben – auch in China etwas Besonderes und nicht so ganz günstig. Das glaube ich, schon alleine das Restaurant zu betreten macht Eindruck. Die Fotos rundherum versprechen die verschiedensten Dinge, wir gehen durch eine teils offene Küche, die Einblick auf das gibt, was da hintendran geschieht. Ein riesige runde Tafel steht wieder mal im Raum und wir werden schon erwartet und ganz herzlich begrüßt. Mich setzt man heute neben Emily – sie hat in Kanada studiert, spricht ausgezeichnet englisch. Wir verstehen uns sofort sehr gut, sie freut sich, dass sie nach über 9 Jahren wieder einmal ihr englisch herausholen kann, ich freue mich, dass sie für mich das eine oder andere übersetzt. Ihre ehemalige Mitschülerin und inzwischen beste Freundin ist auch dabei, sie hat Geburtstag heute. Und einer der jüngeren Gäste erzählt mir später bei seinem Rundgang zum Anstoßen mit allen (nacheinander), dass er an der Columbia University in den USA studiert hat und er somit auch übersetzen kann bei Bedarf.
Hot Pot gibt es – ein kleiner Topf im Tisch eingelassen vor jedem Sitzplatz, individuell regelbar. Brühe und Gewürze sind schon drin. Verschiedene Fischsorten und Rindfleisch jeweils in dünnen Scheiben sind auf dem Tisch wundervoll angerichtet. Meeresfrüchte, verschiedene Gemüse, eine Art Schinken mit Kaviar, Erdnüsse und für jeden eine Schale mit einer Sojasoße und individuell wählbaren Gewürzen ergänzen das ganze. Eine Schale mit Suppe – inklusiv einer Seegurke – kommt auch noch. Wir bekommen erklärt, was wie lange in die leicht köchelnde Brühe gegeben werden kann, damit es am besten schmeckt. Und dann geht’s los, immer wieder kommen neue Gerichte dazu, noch mehr Suppen, Jiaozi ganz am Ende. Auf das kleine Schnapsglas mit dem kleinen Krug dazu verzichte ich gleich – ganz gut so, wird sich noch herausstellen. Dafür bekommen wir Frauen ein schönes Glas und einen kleinen Krug mit ca. 300 ml Rotwein. Der Wein der Marke „Great Wall“ soll der Beste ganz Chinas sein, erzählen sie mir – klar den trinken wir. Das Essen ist wirklich wunderbar – anders kann ich es nicht beschreiben. Was fürs Auge, was für den Geschmack, was für die Geselligkeit – besser geht’s glaub ich nimmer. Die üblichen Trinkrunden – jeder macht mal eine Runde um den ganzen Tisch und prostet jedem Einzelnen zu – fangen bald an. Ganz oft wird hierbei mit den kleinen Schnapsgläsern angestoßen, manchmal (je länger das Essen dauert) auch mit dem kleinen Krug – ich vermute ca. 100 ml. Und meist muss ausgetrunken werden – gan bei. Man zeigt sich am Ende das leere Glas – eine Art Geste der Wertschätzung. Ein Glas mag ja gehen, aber ich weiß aus Erfahrung, dass das ganz schön ausschweifend werden kann. Seither sage ich gleich „wo bu he jiu“ – ich trinke keinen Schnaps. Das wird akzeptiert. Erst trinken, dann irgendwann nicht mehr – geht gar nicht. So stoße ich mit Wasser, heute auch mit ganz ganz wenig Rotwein im Glas an. Es wird ein sehr lustiger Abend, später gibt’s noch einen wirklich unglaublich guten Rosé, Great Wall natürlich. Zum Schluss kommen frische Früchte, Wassermelonen, grüne Melonen, Drachenfrüchte, Orangen – was das Herz begehrt, ausgereift, saftig und sehr fruchtig schmeckend.
Fotos gibts leider nur aus dem Aushang – alles andere wäre schlicht und ergreifend sehr unhöflich gewesen. Dafür ist mein Bericht etwas ausführlicher geworden.