steht auf und tanzt. So heißt die erste Übung aus dem 2. Teil der bewegten Mittelstufeübungen des Nei Yang Gong. Eine ganze Woche haben wir in Heiligkreuztal den gesamten 2. Teil erlernt und intensiv geübt. Zunächst hat uns Ulla immer erst einmal gezeigt was kommt, dann erklärt, dann in Schritten Stück für Stück mit uns eingeübt. Dann weitere Informationen gegeben, zur Atmung, zu Details der Bewegung, zu den Bildern und Vorstellungen dazu. Fragen wurden gestellt und beantwortet, Zeit fürs Aufschreiben gegeben und dann wiederholt, wiederholt, wiederholt. Bild für Bild separat und dann alle zusammen, um auch die richtige Reihenfolge einzuüben. Oft haben wir in Kleingruppen gearbeitet – jeder hilft jedem, jeder gibt und nimmt, zeigt was er kann und läßt sich von den anderen das zeigen, was sich nicht gleich gesetzt hat oder was beim Üben an Fragen aufgetaucht ist. So profitieren wir voneinander – und mit den wechselnden Gruppenzusammensetzungen lernen wir uns untereinander auch besser kennen.

Dazwischen liegen kleine Ruhepausen, die wir auch brauchen. Lernen braucht Energie – wir benötigen erst einmal mehr Energie, um all das Neue aufzunehmen. Aber wir sorgen für Ausgleich, nutzen die Ruheübungen des Nei Yang Gong und schon bekannte Übungen aus der Reihe, um unsere Speicher aufzufüllen, uns zu nähren.

Ich bin von Anfang an fasziniert von den neuen Übungen. Beim 2. Teil der bewegten Mittelstufeübungen steht der therapeutische Einsatz der Übungen nicht mehr so im Vordergrund, wie mit den Übungen aus dem 1. Teil der Mittelstufe. Der Schwerpunkt liegt viel mehr auf der Erweiterung der eigenen Fähigkeiten, vor allem zur Bewegung von Qi. Die Übungen sind für alle gedacht, die ihre Gesundheit erhalten wollen – indem sie ihr Qi und ihr gesamtes Energiesystem stärken und stabilisieren. Die Durchlässigkeit der Meridiane, der Gefäße und Organe, kurz: des gesamten Körpers geht noch ein Stückchen weiter voran. Der Bewegung des Qi wird nun ein noch deutlich größerer Wert beigemessen. Die Bewegungsgrundlagen des 1. Teils tauchen in abgewandelter Form wieder auf, der gesamte Bewegungsapparat wird für die Übungen benötigt, die Wirbelsäule ganz intensiv bewegt. Ulla legt großen Wert darauf, dass wir die Übungen auch äußerlich (die äußere Form) korrekt ausführen. Und auch wenn einiges aus den früheren Übungen wiederholt wird, der Schwierigkeitsgrad steigt sukzessive an. Dazu tragen auch die Übungen zu verschiedenen Arten der Komplex-Atmung bei – nicht mehr nur ein – aus oder ein – aus – Pause…. auch da gibt es noch mehr und auch das will geübt und dann richtig eingesetzt werden.

Der unsterbliche Kranich steht auf und tanzt 仙鹤起舞 Xiānhè qǐ wǔ – ein schöner Name und eine schöne und treffende Beschreibung der Bewegung/des Bewegungsablaufs. Und sie gibt auch gleich ein Gefühl von Leichtigkeit, Freude, Gelassenheit, Anmut – so stelle ich mir den Kranich vor. Erst spreizt er seine Flügel, spürt den Wind unter seinen Flügeln. Entscheidet sich dann aber doch erst noch einmal für seinen Tanz am oder im Wasser – erst zum Schluss hebt er dann ab und fliegt los. Die wunderschönen Vorstellungsbilder zu den Übungen tragen erheblich dazu bei, die Übungen mit viel Freude, Ruhe und Entspannung auszuführen. Und durch die Vorstellung, selbst zu den mythischen Wesen der Bilder/Übungen zu werden, übernehmen wir auch deren Fähigkeiten – besonders stark oder langlebig zu sein und anderes.